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Für die Mitglieder der DSG war Dennis Goldberg ein großes Vorbild beim Kampf gegen den Rassismus und die damit verbundenen Apartheid auch in Simbabwe.

Ruth Weiss

GEHE GUT IN DIE NACHT

Nachruf auf Denis Goldberg

GoldbergDer 29. April 2020 : ein trauriger Tag. Denis Theodore Goldberg, der „sanfte Riese” wie jemand ihn einmal nannte, hat uns verlassen. Wir trauern um ihn, gleichzeitig feiern wir ein Leben der Aufrichtigkeit, des Muts und der unbeirrbaren Verteidigung des Rechts auf Gerechtigkeit jedes Menschen. Ein lieber Freund, den man vermisst und der unvergesslich bleibt. Der einzige Weiße, der im wichtigen Rivonia Prozess 1964 neben Nelson Mandela und sechs anderen Genossen stand, die vom Gericht zur lebenslänglicher Haft verurteilt wurden, wovon er 22 Jahre hinter Gittern verbrachte, ist nicht mehr unter uns. 

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hat verständlicherweise und äußerst angemessen drei Tage Staatstrauer für Denis angeordnet, während derer die Flaggen auf Halbmast wehen werden. Eine verdiente Ehre für einen Mann, dessen Bemühungen, Leiden – sein Leben! – zu einem freien Südafrika beigetragen hat. Denis war ein Mann, der für vieles stand, doch ein einziges Leitprinzip hatte: niemals den Kampf für soziale Gerechtigkeit aufzugeben.

Während die Konzodolenzschreiben und Ehrungen aus aller Welt die Familie, Denis' „House of Hope“, die Denis Goldberg Legacy Foundation erreichen, erinnern sich viele wie auch ich an unsere eigenen Begegnungen mit Denis. Er wurde 1933 in Kapstadt geboren, seine Großeltern waren den Schrecken der antisemitischen Angriffe der 1880er Jahre in Litauen nach London entkommen; von dort emigrierten seine Eltern Sam und Annie nach Südafrika. Denis' politisches Bewusstsein wurde im Elternhaus geweckt, sein Vater Sam war Mitglied der kleinen Kommunistischen Partei. Weder die Eltern noch Denis waren religiöse Juden.  Er hatte nichts gegen Judentum oder Juden, aber wie andere war er enttäuscht, dass die offiziellen Vertreter der Juden erst lange die Apartheid nicht verurteilten, später auch nur zaghaft. Vor allem hatten sie nicht die jüdischen Aktivisten unterstützt. Die Haltung des Vorstands der jüdischen Gemeinde Südafrikas (SA Jewish Board of Deputies)spiegelte das Dilemma jeder jüdischen Diaspora-Gemeinschaft wider – eigentlich das Dilemma jeder Diaspora Gemeinschaft: die richtige Balance zu finden zwischen Treue gegenüber dem Land, in dem sie zuhause ist, und dem Schutz der eigenen Gruppe. In Deutschland beteten Juden für das Wohl des Kaisers und Vaterlands, danach für die Weimarer Republik, in Groß-Britannien für das des Königs oder der Königin.

Seine zahlreichen Leistungen sind erstaunlich. Man braucht nur daran zu denken, dass er sofort nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis unermüdlich für die Anti-Apartheidbewegung tätig war.  Man braucht nur an seine Vereinigung „H.E.A.R.T.“ (Gesundheit, Erziehung und Aufbau) zu denken, die nicht nur Millionen Rand, sondern auch 3 Millionen Bücher für unterprivilegierte Kinder sammelte. Trotz seiner Krankheit bemühte er sich weiter erfolgreich für sein großartiges „Haus der Hoffnung“ in Houtbay für Jugendliche, das sein Erbe fortführen wird, Kinder zu unterstützen. Wer kann seine Vorträge und Diskussionen mit dem Publikum vergessen, die weltweit Zuhörer beeindruckten!? All das ging Hand in Hand mit seiner Integrität. Denis war keiner, der ruhig blieb, als einiges in seiner Partei, dem African National Congress, schief zu laufen begann. Er prangerte die Korruption öffentlich an und forderte den Rücktritt des ehemaligen Präsident Jacob Zuma, sein „einst mutiger Genosse”.

Man wird sich an derartiges und mehr erinnern. Meine erste persönliche Begegnung mit Denis war zur Zeit meines 70. Geburtstag, als Esme, Denis erste Frau und meine Freundin, mit ihm und anderen Freunden ein Wochenende auf der Isle of Wight verbrachte, wo ich damals lebte. Er war verärgert, als er erfuhr, dass wir einen Bus gemietet und ihn als Ehrengast nicht zur Kasse gebeten hatten. Er bestand darauf, seinen Beitrag zu zahlen. Dieses Zusammentreffen führte zu vielen weiteren im Lauf der folgenden 25 Jahre. Esme und Denis besuchten mich nach diesem Besuch regelmäßig auf der Isle of Wight, das letzte Mal im Dezember 1999, als Esme erkrankte und die Reise abgebrochen werden musste. Nur wenige Wochen danach verlor sie den Kampf mit dem Tod. Meine Freundschaft mit Denis brach keineswegs ab, nachdem er ins Kap, ich nach Deutschland gezogen war. Ganz besonders ehrte er mich, indem er einen Geburtstag von Mandela verpasste, um die Laudatio zu halten, als der Aschaffenburger Stadtrat sich entschieden hatte, eine Realschule nach mir zu benennen (eine große Ehre – aber irgendwie stehe ich nun mal stellvertretend für die einst blühende jüdische Gemeinde der Stadt.) Und er ehrte mich auch, als er bei der Eröffnung einer Ausstellung über mich und die Vorstellung der englischen Ausgabe meiner Biografie im Jüdischen Museum in Kapstadt anwesend war, das er zuvor nie betreten hatte. 

Es ist soviel über Denis zu sagen, über seine Lebenslust, sein Lachen, seinen Humor, sein Mitgefühl, seine menschliche Wärme. Ich möchte ein jiddisches Wort benutzen, das Jeremy Cronin, Denis ehemaliger, zu sieben Jahren verurteilter Gefängnisgenosse, sagte: Er war a mensch.

Lieber Denis, schreite gut in die Nacht!

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