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Erschienen am 10.6.2022, Nordkurier Uckermark

Von Horst Skoupy

Skulpturen afrikanischer Künstler haben in der Helenenkapelle Hohenlychen Einzug gehalten.

Lychen. Moderne Steinskulp­turen von Künstlern aus dem afrikanischen Land Simbab­we sind derzeit in der Lychener Helenenkapelle zu sehen. Dort wurde am vergangenen Freitag eine Kunstausstel­lung eröffnet, die noch bis zum 9. Juli besichtigt wer­den kann. Bei der Vernissage brachten Dr. Reinhold Hemker, Präsident der bundesweit aktiven Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft (DGS) mit Sitz im Münsterland, sowie Vorstandmitglied Kerstin Hemker den Besuchern nicht nur die Skulpturen, sondern auch das Land mit seinen Reizen, aber auch seinen Pro­blemen, zu denen unter an­derem bittere Armut gehört, näher. Die beiden sind auch am Sonnabend, dem 9. Juli, zu Gast, wenn am Abend um 18 Uhr zur Finissage ein Vor­trag zum Thema „Simbabwe - ein Reiseland zwischen Na­tur und Kultur" beginnt.

Uckermark Kurier Templiner Zeitung 9 juni 2022 Seite17„Den meisten Besuchern war bekannt, dass auch we­gen Corona und der bishe­rigen verfehlten Politik in Simbabwe die Armut größer geworden war und jetzt noch die Preise für Weizen wegen des Kriegs in der Ukraine ge­stiegen sind. Darum war bei den Mitgliedern der DSG, die bei der Ausstellung und den Informationsgesprächen mit­geholfen haben und weiter mithelfen, die Freude über die jetzt bereits umfangrei­chen Erlöse der Ausstellung groß. So sind zum Beispiel die Kosten für die Porta Farm Grundschule in Norton, cir­ca 25 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare, für die Schulspeisungen von 490 Kin­dern täglich mit einem war­men Mittagessen für weitere fünf Monate gesichert. Mit Erlösen aus Ausstellungen und Spenden werden auch Künstlerinnen und Künstler mit ihren Familien unter­stützt, die nicht nur wegen der Corona-Pandemie in Not geraten sind", informierte To­bias Schönfeld, Vorsitzender des Fördervereins Helenenka­pelle Hohenlychen e.V.

Damit gehe die Ausstel­lung schon jetzt über den Rahmen einer Präsentation von Kunstwerken aus dem afrikanischen Land hinaus. „Es wurden in der Helenen­kapelle Brücken gebaut. Von der Uckermark ins Müns­terland und von Lychen nach Musangano", schätzte Dr. Reinhold Hemker. Der Be­griff Musangano bezeichnet in der Sprache Shona einen „Ort, wo man sich trifft".

Die Ausstellung kann mitt­wochs bis sonntags in der Zeit von 10 bis 15 Uhr besucht werden.

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h.skoupy@nordkurier.de

Ausstellung von bekannten Künstlern mit sozialem Zweck am Samstag, den 30.4.2022

22 04 07 Bild Tutanie P1020893„Wann öffnet ihr denn endlich mal wieder eure Gartentür und ladet zu einer Ausstellung mit simbabwischer Kunst ein?“ Diese Frage wurde in den vergangenen Corona-Jahren Kerstin und Dr. Reinhold rHemker oft gestellt. Am 30.4. und 1.5.22 ist es jetzt wieder so weit. Im Garten in Rheine-Elte, Tannenweg 14 können Exponate weltbekannter Künstler bewundert und erstanden werden. Es werden Exponate gezeigt u.a. von Tutani Mgabazi, der von vielen Kunstexperten zu den führenden jüngeren Bildhauern gezählt wird, oder von Gift Bangura, der das künstlerische Erbe seines berühmten Großvaters Henry Munyaradzi fortführt.

Die Erlöse sind für Schulprojekte in Simbabwe bestimmt, die vom Kirchenkreis Steinfurt/Coesfeld/Borken und von der gemeinnützigen Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft (DSG) unterstützt werden. Corona hat die Armut auch in Simbabwe vergrößert. Wenn jetzt noch die Preise für Weizen wegen des Kriegs in der Ukraine steigen, wird das dramatische Folgen für die Ernährungssituation auch in Simbabwe haben, wieUNO und UNESCO verlautbaren. An der Porta Farm Grundschule in Norton ermöglicht die DSG es 490 Kindern täglich ein warmes Mittagessen zu bekommen. Mit den Erlösen der Ausstellung hoffen K. und R. Hemker, dass dieses Programm für die nächsten Monate auch bei steigenden Lebensmittelpreisen fortgesetzt werden kann.

Im Februar besuchten K. und R.Hemker und weitere Mitglieder der DSG unterschiedliche Schulen, soziale Einrichtungen z.B. der Ost-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche und natürlich auch viele Künstler. Während der Corona-Pandemie wurden 3 Künstlerorganisationen in Chitungwiza, Tengenenge und Mvurwi mit Lebensmitteln unterstützt, da den Künstlern wegen der Lockdowns die gesamte Lebensgrundlage weggebrochen war. Neue Kunstprojekte wurden mit dem Leiter der National Galerie von Simbabwe Raphael Chikukwa geplant. So wird in 2023 auch ein Ausstellungsprojekt mit der Malerin Nonhlanhla Mathe stattfinden, die nicht zuletzt durch den Weltgebetstag der Frauen 2019 weltweit bekannt geworden ist.

Am Samstag, den 30.4.2022 ist die Ausstellung im Tannenweg 14 in Rheine-Elte von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Bei einem Glas Wein berichten K. und R. Hemker über die politischen und künstlerischen Entwicklungen in Simbabwe. Am Sonntag, den 1.5.2022 kann die Ausstellung von 11 bis 18 Uhr besucht werden. Informationen zur Ausstellung und der partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit können erfolgen über hemke_oo@uni-muenster.de, Tel.01712658989.

„Wir sind froh, dass es hier in Odzi auf dem Gelände der Musangano Lodge aufwärts geht.“ Das sagte der Bauunternehmer. am 23.2.2022 in der ersten Pause, nach dem die ( Zahl ?)Bauarbeiter und Facharbeiter für … schon einige Stunden an dem geplanten Neubau mit ..Zimmern in dem Tagungs- und Ferienzentrum ca. 20 Kilometer vor Mutare, der viertgrößten(?) Stadt Simbabwes gearbeitet hatten. Mit dabei im Gespräch Gerd Eggert, der Anfang der 90-ziger Jahre gemeinsam mit seiner Frau Biggi Gründer von Musangano= ( Übersetzung ? = „wo Menschen sich treffen“ und der Bauingenieur Dieter Velten. Er ist seit Mitte Februar über den Senior Expert Service (SES) vorübergehend als Planungsexperte und Bauleiter im Einsatz.

P1050498Trotz aller Schwierigkeiten und Behinderungen in der Regierungszeit des vor 2 Jahren verstorbenen Präsidenten Robert Mugabe besonders nach 2001 wurde immer wieder auch mit Unterstützung von Freundinnen und Freunden aus Deutschland weitergemacht. Dazu gehörten u.a. Mitglieder der Deutsch Simbabwischen Gesellschaft (DSG), des Zimbabwe Netzwerkes, die vor allem auch mit im Land tätigen Nichtregierungsorganisationen (NRO‘s) wie Brot für die Welt, Welthungerhilfe, Weltfriedensdienst, Terre des Hommes, Misereor, etc. und einheimischen NRO’s und z.B. der Evangelisch-Lutherischen in Simbabwe zusammengearbeitet haben.

Dr. Reinhold Hemker, langjähriger Bundestags- und vorher Landtagsabgeordneter und seit 1996 Präsident der DSG verweist u.a. auf die Schwierigkeiten, die dadurch immer wieder entstanden sind, dass seitens der Bundesregierung seit Jahren keine bilateralen Verträge im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit gab und gibt. Seine Frau Kerstin, seit Anfang Februar im Auftrag des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt/Coesfeld/Borken als Projektberaterin der Ost-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Einsatz, hofft, dass die neue Bundesregierung die Politik bezüglich Simbabwe ändert. Einer der Arbeiter auf der Baustelle sagt: „Wir alle sind stolz darauf. Was wir gemeinsam bis heute hier geschaffen haben.“ Am Abend bei einem Rundgespräch unter einem mit Stroh gedeckten Veranstaltungsraum bringt der seit dem Jahr 2004 in der Musangano Lodge beschäftigte Manager für alle Beteiligten zum Ausdruck: „Wir hoffen, dass viele Deutsche wieder wie früher in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit im Jahr 1980 in unser schönes Land kommen.“ Gerd Eggert verweist auf die vielfältigen wirtschaftlichen, interkulturellen und sozialen Möglichkeiten und die Schaffung von Arbeitsplätzen wie bei dieser einjährigen Baumaßnahme auf dem Gelände der Musangano Lodge.

Am nächsten Tag kam es dann in Mutare noch zu einem Planungsgespräch mit dem Geschäftsführer der Zimbabwe Workcamp Association (ZWA) Ratherford über ein gemeinsames Workcamp mit Studierenden der Universität Münster und der Universität in Harare. Dr. R. Hemker erinnerte in dem Gespräch daran, dass es bis zum Beginn der politischen und wirtschaftlichen Probleme ab 2001 mit den Landbesetzungen und Enteignungen und besonders nach Ausbruch Corona-Pandemie regelmäßig zahlreiche Workcamps mit mittlerweile mehr als 200 Teilnehmern aus ganz Deutschland gegeben hat.

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Für den Zeitraum Ende Juli bis Mitte September 2022 wird es nun wieder ein Workcamp geben, wobei ein Aufenthalt in der Musangano Lodge mit eingeplant ist. Berücksichtigung finden dabei die Arbeitsergebnisse des Seminars „Praxis der nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit“ an der Universität Münster, die sich an den Inhalten der Sustainable Development Goals (SDG’s) der Vereinten Nationen orientieren. Der 2. Geschäftsführer der Musangano Lodge, der sich noch gut an die frühere auch politisch gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Simbabwe erinnert, sagt: „Es sollten überall nicht mehr nur in erster Linie die Chinesen Hauptpartner in Simbabwe sein. Deutschland und unsere deutschen Freunde müssen wieder auch politisch eine größere Bedeutung bekommen.“ Informationen über die zukünftigen Planungen für Reisen, Projekte, interkulturellen Austausch, Praktika in Simbabwe und Veranstaltungen in Deutschland mit Kunstausstellungen und Fachvorträgen sind zu bekommen über hemke_00@uni-münster.de,Tel. 01712658989.

Wer einen Baum pflanzt, weiß genau, dass er
in 30 Jahren noch Früchte trägt"

Shamiso Mupara, UmweltschützerinAudrey

Shamiso Mupara pflanzt in Simbabwe Wälder aus Baumarten an, die auszusterben drohen

Der Baum mit den scharlachroten Blüten wird auch Lucky Bean Tree genannt. In Simbabwe ist sein Name Mutiti. „Ein Wunderbaum" sagt Shamiso Mupara. „Er schützt den Boden, wird aber auch zum Färben benutzt." Im südlichen Afrika spielt er eine wichtige Rolle für das Ökosystem: Er bietet Vögeln und Insekten Nahrung und Unterschlupf. Die Menschen nutzen ihn als natürliche Mauer zum Schutz von Farmen und Wasserstellen. Seine Samen gelten als Glücksbringer, und seine Rinde wird zur Behandlung von Ohrenschmerzen verwendet" sagt Mupara.

Die 37-Jährige ist eine hochgewachsene Frau mit dunklem geflochtenem Haar. Sie lacht laut und ist meist fröhlich. Doch sie kann schnell wütend werden, wenn sie gefällte Bäume oder auf den Boden geworfenes Plastik sieht. Mupara ist eine der profiliertesten Umweltschützer*innen Simbabwes und hat sich einen Namen als Expertin für einheimische Baumarten gemacht. Diese Bäume seien auch spirituell bedeutsam, sagt sie: Sie tragen die Kultur der Simbabwer in sich. „Diese Kultur umfasst unsere Ernährungsgewohnheiten und Heilpflanzen, die Geschichte unserer Vorfahren, aber auch Zeremonien wie die für den Regen." Mit jedem Baum, der gefällt werde, gehe das Wissen über diese Traditionen verloren.

2007 machte Mupara einen Master in Umweltwissenschaften. Doch weil die Wirtschaft Simbabwes am Boden lag, bekam sie keinen Job. Darum wurde sie auf eigene Faust tätig und gründete 2013 die Environmental Buddies Zimbabwe (EBZ), eine gemeinnützige Organisation, die die einheimischen Wälder in Simbabwe schützen und den Hunger im Land bekämpfen will. Dazu forstet EBZ in ländlichen Gemeinden abgeholzte Waldgebiete wieder auf und nutzt sie als Quelle für organische Lebensmittel.

Mupara verfolgt einen Ansatz, der als „Food Forest" bekannt ist. Solche Waldgärten bestehen aus Kräutern, Sträuchern und Bäumen und versuchen, einen natürlichen Wald nachzubilden, der sich selbst reguliert.

Das fördert die Artenvielfalt und versorgt die Menschen zugleich mit Nahrungsmitteln. Bis zu 25.000 Bäumen pflanzen die rund ein Dutzend EBZ- Mitarbeiter*innen im Jahr. Zur Belohnung werden sie Eigentümer der von ihnen angelegten Waldgärten. „Sie können die Nahrungsmittel aus den Food Forests entweder verkaufen oder für den Eigenbedarf verwenden."

Mupara stammt aus Marange, einem ländlichen Bezirk im Osten Simbabwes. Esel sind hier bis heute ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Doch immer wieder sieht man auch große Lastwagen mit Lebensmitteln, die von der Europäischen Union gespendet wurden.

Marange ist eine der trockensten Gegenden des Landes. Regen fällt nur selten und Wasser ist ein kostbares Gut; meistens stammt es aus von Hand gebohrten Löchern und schmeckt salzig.

Diamanten3Bekannt ist Marange allerdings wegen anderer natürlicher Ressourcen: In den Nullerjahren gab es hier einen Diamantenrausch. Bäume wurden gefällt, Wälder verwüstet. Schon vorher seien viele Bäume wegen der lokalen Nachfrage nach Brennholz abgeholzt worden. Aber der Bergbau führte zur Zerstörung ganzer Waldökosysteme.

Als das Schürfen nach Diamanten schließlich verboten wurde, begannen die hungrigen Menschen damit, Holz zu verkaufen, um ihre Familien zu ernähren. „Wir mussten als Gemeinschaft einfach etwas dagegen unternehmen", sagt Shamiso. Vor neun Jahren wurde sie in Marange aktiv. Sie bohrte einen 65 Meter tiefen Brunnen und brachte ihre Gemeinde dazu, verloren gegangene einheimische Bäume wieder anzupflanzen, die dem trockenen Klima standhalten - vor allem einheimische Baumarten wie den „Leberwurstbaum"

Doch Simbabwes Wälder schrumpfen weiter - sei es aus Habgier und kommerziellen Interessen, sei es aufgrund anderer politischer Prioritäten. „Die meisten Bäume, die gefällt werden, sind wertvolle Harthölzer wie Mahagoni und Teak", sagt Mupara. Die anhaltende Abholzung und der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft stellen dabei auch eine Bedrohung für Insekten und Tiere wie Bienen und Fledermäuse dar. Mupara setzt indes auf Artenvielfalt. Das sei auch eine bessere Strategie gegen Ernteausfälle - und damit ein Schutz vor Hunger: „Fällt die Ernte einer Pflanze aus, kann eine andere erfolgreich sein."

Mupara hofft, dass es selbst bei extremen Wetterbedingungen auch in Zukunft noch möglich sein wird, Waldgärten zu unterhalten. „Food Forests sind Lebensretter.", sagt sie. „Wir nennen uns selber ‚Maranges Food Revolution'."

Zudem sei die Wiederaufforstung einheimischer Wälder eine nachhaltige Investition in die Zukunft: „Wer einen Baum pflanzt, weiß genau, dass er in 30 Jahren noch Früchte trägt."

„Alle Augen schauen nach Simbabwe, daher ist es an der Zeit für Reformen“, so endet der Artikel von Thomas Wollermann in der Zeitschrift Welt-Sichten 2/22. Der Anlass ist, das Simbabwe die Präsidentschaft der Kimberley Process Certification Scheme 2023 übernehmen wird.

Dieses Format ist für die Kontrolle des Handels mit sogenannten Blutdiamanten eingerichtet, der Vorsitz wechselt jährlich und das vorsitzende Land hat das Recht, z.B. Kontrollkommissionen in andere Länder zu entsenden. Simbabwe wurde 2000 zu einem der wichtigsten Diamantenlieferanten weltweit. In Marenge, im Süden des Landes, wurden riesige Diamantenfelder entdeckt, die weltweit größten Funde von Rohdiamanten in der jüngeren Geschichte.

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Die Nachricht von den Funden löste einen Diamantenrausch aus, der viele Menschen anlockte. Im Oktober 2009 beschloss die Regierung, diesen ungeregelten Abbau zu unterbinden, setzte das Militär mit brutaler Gewalt gegen die Schürfer ein und besetzte die entstandene Kraterlandschaft. Bei dieser Aktion unter dem Namen Operation Hakudzokwi , zu deutsch ohne Wiederkehr, kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, ein blutiger Auftakt für Simbabwes Einstieg in den Diamantenhandel.

Allerdings bleiben diese Diamanten in Europa und in den USA derzeit noch unverkäuflich. Grund dafür sind die Sanktionen gegen die Minerals Marketing Corporation of Simbabwe, das Staatsunternehmen für den Kauf und die Vermarktung sämtlicher Mineralien Simbabwes außer Gold.

Es gibt immer wieder Berichte über ausbeuterische Arbeitsbedingungen in Marenge, die Beziehungen zwischen der Mine und den Menschen in der Region sind angespannt. Etwa zur selben Zeit, als Simbabwe den stellvertretenden Vorsitz des Kimberley Prozesses erhielt, wurde der 90 jährige Robert Chiadzwa, Vorsteher des Dorfes Chiadzwa, zusammen mit weiteren 28 Dorfbewohnern verhaftet, nachdem die gegen das Verhalten der Bergbauunternehmen Anjin Investments, einem zwielichtigen Joint Venture zwischen einem chinesischen Konzern und der Matt Bronze Enterprise, einem Unternehmen, das zum Wirtschaftsimperium des simbabwischen Militärs gehört, protestiert hatten.

Die Arbeitsbedingungen in den Diamantenminen sind häufig entsetzlich. Dort arbeiten Kinder ohne Schutzkleidung und hohem Verletzungsrisiko, die Anlagen sind schlecht belüftet und die Arbeitszeiten lang. Nach Schätzungen sterben jedes Jahr etwa 40 Arbeitende.

Jetzt gibt es eine gewisse Hoffnung, dass, wenn Simbabwe den Vorsitz des Kimberley Prozesses übernimmt, die weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen in den Minen und der Schmuggel in Simbabwe ein Ende findet. Für die simbabwische Zivilgesellschaft und die Medien ist es allerdings noch wie vor schwierig, Informationen über Abbauverträge oder Einnahmen aus dem Diamantengeschäft zu erhalten. Verkäufe und Lagerbestände unterliegen der Geheimhaltung. Laut dem Rechnungshof konnten 2019 Steine im Wert von 140 Millionen US Dollar aufgrund von Unstimmigkeiten in den Aufzeichnungen nicht ordentlich verbucht werden.

Mehr als die Hälfte der 15 Mill. Einwohner des Landes werden von der Weltbank als extrem arm eingestuft. Und das, obwohl Simbabwe die Kornkammer des südlichen Afrikas war. Wenn der Kimberley Prozess den Bürgern Simbabwes Nutzen bringen soll, muss sich die zweifelhafte Art und Weise, wie die Geschäfte mit den Edelsteinfeldern im Osten des Landes geführt werden, rasch und radikal ändern. Der Hoffnungsschimmer ist, dass Simbabwe sich nun keine Blöße mehr leisten kann da von ihm erwartet wird, dass es Würdenträger des Kimberley Prozesses empfängt, Überprüfungsmissionen in Mitgliedstaaten schickt und Gastgeber der jährlichen Vollversammlung und der halbjährlichen Zwischensitzungen ist. Ein Land kann schwerlich eine wichtige Position im Kimberley Prozess inne haben und zugleich gegen dessen Bestimmungen verstoßen, so die Hoffnung.

BlutsteineWährend ich dieses schreibe, liegt neben mir das Buch von Ruth Weiss, Blutsteine, herausgegeben 2003 bei Maro, das im Jahre 1976 beginnt und an einem fiktiven Land Bayemba in Südafrika beschreibt, wie das Geschäft mit den Diamanten abläuft. Spannend und kenntnisreich geschrieben, die Autorin war viele Jahrzehnte Wirtschaftsjournalistin im südlichen Afrika. Es soll niemand sagen, er oder sie hätte nicht gewusst, wie diese Geschäfte stattfinden. Ruth lässt vor 20 Jahren (!) einen der Protagonisten in ihrem Buch reflektieren „ ich dachte an die Zivilbevölkerung der betroffenen Länder, die gehetzt und gejagt wurden. Endlich ging mir ein Licht auf. Die Kriege in einigen dieser Länder hatten etwas gemeinsam: Diamanten! Wieviel kosten die glitzernden Steine heute? 300 $ pro Karat. Das bedeutete, dass es sich für einen Händler lohnte, dass De-Beers-Monopol zu umgehen. Genau wie es sich für den starken Mann einer Region lohnte, den Bergwerken seinen Schutz zu verleihen. Diamanten bedeuten das große Geld. Bei einem Umsatz von mehreren Millionen konnte es sich eine Lokalgröße erlauben, einige Tonnen Waffen zu erwerben. Das System des kontrollierten Diamantenzuflusses in den Markt war dabei zu zerbröckeln. Das war es, was die Kriege entfachte.“ (S.27) Das Buch ist auch heute noch lesenswert, weil der Kampf um die Diamanten und vor allem um Coltan weiter geht. Der vollständige Artikel, aus dem ich zitiert habe, finden Sie in der Zeitschrift Welt- Sichten, die ich allen, die an dem, was in der südlichen Halbkugel der Welt passiert interessiert sind, ans Herz lege.
Peter Schrage-Aden

Buchtipp:
Ruth Weiss
Blutsteine MaroVerlag 2003
Lektorat: Lutz Kliche
www.Ruth-Weiss-Gesellschaft.de

 

Was versteht man unter dem Kimberley Abkommen?

Der Kimberley-Prozess ist ein komplexes System, das über staatliche Herkunftszertifikate den Handel mit sogenannten Blutdiamanten unterbinden soll. Als Blutdiamanten werden geschmuggelte Diamanten bezeichnet, durch die verschiedene Kriege in Afrika finanziert wurden bzw. werden.

 Was regelt der Kimberley-Prozess?

Der Rat der Europäischen Union hat mit der Verordnung (EG) Nr. 2368/2002 vom 20. Dezember 2002 ( KP-VO ) das Zertifikationssystem des Kimberley-Prozesses für den internationalen Handel mit Rohdiamanten umgesetzt, das den Handel mit Blut- und Konfliktdiamanten unterbinden soll.

Was sind konfliktfreie Diamanten?

Diamanten1

Als Blutdiamanten werden (Roh-)Diamanten bezeichnet, durch deren Verkauf bewaffnete Konflikte finanziert werden. Derzeit verpflichten sich im Kimberley-Prozess 54 Teilnehmer, die insgesamt 80 Staaten repräsentieren, nur als konfliktfrei zertifizierte Diamanten in den legalen Handel gelangen zu lassen.

 Was sind Blutdiamanten einfach erklärt?

Ein Blutdiamant oder Konfliktdiamant ist nach Definition des Kimberley-Abkommens ein Diamant, mit dessen Erlös gewalttätige Konflikte finanziert werden. ... Als Blutdiamanten sollen nach ihnen alle Diamanten bezeichnet werden, die unter Verletzung von Menschenrechten abgebaut werden.

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